Einen in fast senkrechtes Gelände geratenen Ziegenbock haben Bergretter am Samstag (9.Oktober 2021) aus den Leoganger Steinbergen (Pinzgau) ins Tal gebracht. „Burli“ dürfte beim 2.206 Meter hohen Mitterhorn schon im Juni einer Gamsherde nachgeklettert sein und verbrachte den ganzen Sommer auf einem schmalen Grasband in der Nordwand des benachbarten Mitterspitzes.
Von dem exklusiven Aussichtsplatz fand der Bock den schwierigen Abstieg nicht mehr, und den kommenden Winter hätte er da oben mit Sicherheit nicht überlebt. Bei seinem Anstieg ging es vor Monaten offenbar viel leichter, weil oben der Duft einer Gamsgeiß gelockt haben dürfte. Burlis Route führte durch einen etwa fünf Meter hohen „Kamin“ – für Menschen eine Kletterei im zweiten bzw. dritten Schwierigkeitsgrad (UIAA).
„Er hielt sich dann dort oben den ganzen Sommer über allein auf“, sagt Hans Embacher, Ortsstellenleiter der Bergrettung Leogang.
Viele Freizeitsportler, die auf dem benachbarten Leoganger Klettersteig Nord unterwegs waren, und Wanderer bei der nahen Passauer Hütte des Deutschen Alpenvereins bewunderten den einsamen Ziegenbock für seine Nervenstärke. Auf seinem schmalen Platzerl fand der Kühne genügend Gras und genoss auch sichtlich die lange Sommerfrische. Zwischendurch versuchten sich einige Helfer aus bergbäuerlichem Milieu an einer Rettung, scheiterten aber an technischen Schwierigkeiten und bei der dafür nötigen Abseilaktion samt gut belastbaren Sicherungspunkten.